
Ausbildung Elektro
Rafael Maresch
Wann und wie bist du zum BBZ Berufsbildungszentrum gekommen?
Ich bin seit Januar 2020 im BBZ. Durch eine berufliche Veränderung haben sich meine Wege als Instandhaltungsleiter nach 20 Jahren von meinem letzten Arbeitgeber getrennt. Dann wurde mir der Job als Ausbilder im BBZ angeboten. Ich habe schon immer etwas im Bereich der Ausbildung gemacht.
Kannst du uns zu Beginn kurz erzählen, in welchem Bereich du tätig bist und welche Aufgaben du übernimmst?
Ich bin Ausbilder für Mechatroniker und vermittle Grundlagen in den Bereichen Elektronik (EBT), Mechatronik und Elektrik für Chemikanten. Ich führe Roboterkurse und, Instandhaltungskurse durch und gebe Unterricht in Sozialkunde, Elektropneumatik sowie additiver Fertigung (3D-Druck). Zudem betreue ich Reparaturarbeiten an technischen Einrichtungen im BBZ und gebe externe Sicherheitsschulungen zu Leitern, Tritten und Regalen. Seit über 12 Jahren bin ich außerdem als IHK-Prüfer tätig.
Wie bist du in den Bereich der Elektrotechnik gekommen und was fasziniert dich daran?
Durch meine damalige Ausbildung als Elektroniker. Das war in den 1980er-Jahren. Da war es noch nicht so wie heute, dass man sich größtenteils seinen Beruf und Arbeitgeber aussuchen konnte. Aber ich war in der glücklichen Lage, bei einem sehr großen Elektrounternehmen unterzukommen. Da bin ich dann so in diese Sparte reingerutscht. Was mich daran schon immer fasziniert, sind Technik und Bewegung.
Welche Fachrichtungen bietet das BBZ in diesem Bereich an und worin unterscheiden sie sich?
Wenn ich von den Elektrobereichen am BBZ ausgehe, gibt es verschiedene Fachrichtungen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Automatisierungstechniker kümmern sich vor allem um das Programmieren von automatisierten Anlagen. Die Betriebstechniker sind mehr in der Praxis unterwegs. Sie machen Reparaturen und kümmern sich um die Wartung. Dann gibt es noch die Elektroniker für Geräte und Systeme. Da geht es deutlich mehr um Elektronik, also zum Beispiel Platinen reparieren oder elektronische Bauteile prüfen. Für Kurzjahresbetriebe, also Unternehmen mit einer aufgrund saisonaler Arbeit oder branchenspezifischer Gegebenheiten verkürzten Ausbildungsdauer, haben wir auch spezielle Ausbildungsangebote wie etwa zum Industrieelektriker für Betriebstechnik oder zum Elektroniker für Geräte und Systeme (IEGS). Das sind zweijährige Ausbildungen, in denen es eher um Installationsarbeiten geht. Und dann gibt es noch die Mechatroniker. Die kann man eigentlich als Allrounder bezeichnen, weil sie von allem was draufhaben: Mechanik, Elektronik und auch Steuerungstechnik.
Wie hat sich die Ausbildung in den letzten Jahren verändert und welche aktuellen Trends siehst du?
Ausbildungsveränderungen sehe ich immer mehr im theoretischen Bereich. Das Fachwissen wird mehr abgefragt. Der theoretische Teil wird schwerer, wobei der praktische Teil eher etwas leichter wird. Außerdem werden neue Themen in das Prüfungsbild mit aufgenommen. Wir hatten in der letzten Prüfung zum ersten Mal das Thema 3D-Druck als Prüfungsfrage. Da müssen wir uns entsprechend aufstellen. Außerdem wird auf die Programmierung großer Wert gelegt.
Welche technologischen Innovationen beeinflussen die Ausbildung besonders?
Technologische Innovationen beeinflussen die Ausbildung natürlich enorm – und das sowohl positiv als auch mit gewissen Herausforderungen. Ein Thema, das immer stärker aufkommt, ist Künstliche Intelligenz (KI). Damit müssen wir uns einfach auseinandersetzen. Ein Kollege von mir baut aktuell sogar einen kompletten Kurs dazu auf, weil das Thema in der Praxis immer relevanter wird. Auch die Themen IT, EDV und Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Gerade im Bereich Wartung sehen wir, dass vieles heute online oder über mobile Endgeräte läuft. Das betrifft auch meinen Bereich direkt. Ohne digitale Unterstützung geht da eigentlich nichts mehr, und genau deshalb müssen wir das auch gezielt in die Ausbildung einbinden. Ein weiteres großes Feld ist die zunehmende Automatisierung in den Betrieben. Das Stichwort hier ist ganz klar Industrie 4.0. Das bringt einerseits neue Chancen, andererseits aber auch Herausforderungen. Einfache, leicht ersetzbare Arbeitsplätze verschwinden, dafür steigt der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Themen wie Robotik oder auch 3D-Druck sind dabei inzwischen fester Bestandteil. Gerade der 3D-Druck ist ein gutes Beispiel: Früher noch ein Spezialthema, heute kaum mehr wegzudenken.
Was sind die größten Herausforderungen für die Auszubildenden und wie gehst du damit um?
Das Bild des Azubis hat sich in den letzten Jahren verändert. Man darf Auszubildende heute nicht mehr als klassische Empfänger sehen. Man muss die Leute entsprechend motivieren. Wir sehen vermehrt, dass Konzentrationsschwächen vorhanden sind. Wir müssen den Unterricht anpassen, um interessant zu bleiben. Das ist nicht einfach. Konzentrationsphasen über zwei Stunden kann man vergessen. Ein großer Störfaktor ist das Smartphone. Es ist auf der einen Seite erwünscht, weil der Umgang damit wichtig ist, aber man darf es nicht nur zum Spaß nutzen. Man muss lernen, wie man richtig damit arbeitet. Wir sind deshalb mit Tablets ausgestattet, um den Azubis das beizubringen. Mit jungen Leuten zu arbeiten ist herausfordernd, aber das macht mir Spaß. Ihre Sprache zu sprechen und sie zu verstehen ist oft nicht einfach. Der Wechsel von Generation zu Generation geht heute schneller. Sich immer wieder neu einzuarbeiten ist eine Herausforderung, aber das mache ich gern. Erst wenn die Azubis merken, dass man sie versteht, sind sie bereit, etwas aufzunehmen. Eine weitere große Herausforderung ist das praktische Arbeiten und Lernen. Die junge Generation hat nicht mehr so viele Hobbys im praktischen Bereich. Man muss ihr jedes Werkzeug erklären. Früher war das selbstverständlich, weil der Vater vielleicht gerne am Auto geschraubt hat. Heute ist die Praxis weiter von den jungen Leuten entfernt. Das macht das Lernen für sie oft herausfordernd.
Wie wichtig ist der praktische Bezug zur realen Arbeitswelt für dich?
Aktuell ist er sehr wichtig. Es kommt natürlich immer auf das Berufsbild an. Bei manchen Berufen ist die Praxis weniger entscheidend, bei anderen wiederum mehr. Aber ich sehe die Praxis nach wie vor als den wichtigsten Bezug, den die Auszubildenden brauchen. Schließlich bilden wir Fachleute aus, die etwas reparieren können. Dafür benötigen sie ihre Praxis. Deswegen ist ständiges Wiederholen und Üben wichtig.
Gibt es besondere Projekte oder Initiativen, die du im Bereich der technischen Ausbildung in Schwandorf umgesetzt hast?
Vor einigen Jahren habe ich den 3D-Druck von Grund auf aufgebaut und ein komplettes Skript erarbeitet. Mittlerweile verbinden wir das Scannen mit dem Bereich 3D-Druck, indem wir gescannte Objekte digital erfassen, in CAD-Programmen weiterverarbeiten und anschließend mit dem 3D-Drucker real wiederherstellen. So entsteht ein durchgängiger digitaler Arbeitsprozess – vom physischen Objekt über die digitale Bearbeitung bis hin zur Reproduktion. Wir machen das, weil diese Verknüpfung in der modernen Fertigung und Reparaturpraxis immer wichtiger wird. Die Auszubildenden lernen dadurch nicht nur die einzelnen Technologien, sondern auch deren Zusammenspiel kennen, was in der Industrie zunehmend gefragt ist. Im Bereich Kunststofftechnik haben wir etwas für die Kunststofftechnologen erstellt und können deshalb auch eine Grundausbildung mit Prüfungsvorbereitung anbieten. Zusätzlich arbeiten wir an der Erweiterung und Neustrukturierung der Mechatroniker-Ausbildung. Das Berufsbild hat sich in den letzten Jahren verändert und dieser Wandel ist ein laufender Prozess. Wir sind in den letzten Jahren eher in den Hydraulikbereich gegangen, weshalb die Ausbildung angepasst wurde.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Ausbildung?
Wir haben fast täglich Kontakt zu den Unternehmen. Der Informationsfluss zwischen den Betrieben und dem BBZ muss gut funktionieren, sowohl von den Betrieben zum BBZ als auch umgekehrt. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass sie die Azubis einfach ins BBZ schicken und dort die Ausbildung erledigt wird. Oft gibt es persönliche Probleme, die wir frühzeitig erkennen und kommunizieren müssen, auch mit dem Betrieb. Ein Beispiel: Ein Betrieb fragt, ob er den jeweiligen Azubi übernehmen kann oder nicht. Das zeigt, wie viel Vertrauen mittlerweile zwischen den Unternehmen und dem BBZ besteht.
Wie bereitest du die Azubis auf Herausforderungen wie Digitalisierung oder Energiewende vor?
Es werden ständig Skripte angepasst, die bei uns lebendig sind. Immer, wenn neue Themen auftauchen, lernen auch wir dazu. Ein gutes Beispiel dafür ist das Thema EDV und KI, für das wir aktuell einen Kurs zusammenstellen.
Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sind entscheidend für den Erfolg in diesem Berufsfeld?
Technisches Verständnis und Mathematikverständnis sind bei uns ganz hoch angesiedelt. Besonders wichtig ist die Neugier und der Wille zu lernen, da die Ausbildung sehr lernintensiv ist. Besonders der Mechatroniker-Beruf ist in alle Richtungen anspruchsvoll, aber sehr interessant.
Wie siehst du die Zukunft der Ausbildung in deinem Bereich und welche Entwicklungen erwartest du?
Gerade bei den Mechatronikern sehen wir einen Anstieg bei den Anmeldungen, weil viele Betriebe sagen, dass sie sich eine Person sparen können – entweder einen Schlosser oder einen Elektriker. Dafür wurde der Beruf ursprünglich vorgesehen und die Nachfrage steigt. Wie bereits angesprochen, mit Industrie 4.0 kommen mehr Roboter und automatisierte Anlagen und der typische Bandmitarbeiter ist in diesem Bereich immer weniger gefragt. Die Automatisierung nimmt zu, was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir mehr Facharbeiter benötigen, die diese Technologien bedienen können. Deswegen sehe ich bei den Mechatronikern künftig überhaupt keine Probleme – im Gegenteil, die Zahl wird eher noch steigen. Sie werden sich allerdings immer mehr zu Automatisierungstechnikern entwickeln.
Wie gehst du mit stressigen Situationen oder schwierigen Entscheidungen im Arbeitsalltag um?
Ich habe keinen Stress (lacht.). Nein, den hat natürlich jeder. Wir sind im BBZ gut ausgebucht, aber ich muss ganz klar sagen, dass es nur durch die Hilfe im Team und durch meine Kolleginnen und Kollegen so gut funktioniert. Wir haben wirklich ein Spitzenteam. Bei Problemen gibt es immer eine Lösung und jeder Einzelne macht sich Gedanken. Das ist unsere größte Stärke, weil einer dem anderen hilft. Dadurch entstehen Stresssituationen gar nicht so häufig. Der Spaß darf dabei auch nicht zu kurz kommen. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht lachen und das wirkt sich natürlich auch auf die Auszubildenden positiv aus. Durch meine jahrelange Erfahrung als Führungskraft fällt mir der Umgang mit den Auszubildenden und die Menschenführung leicht. Wir begleiten junge Leute im Prozess des Erwachsenwerdens. Dafür muss man Interesse und Freude mitbringen. Außerdem ist es wichtig, selbst an sich weiterzuarbeiten und nicht stehen zu bleiben.
Gibt es etwas, das du außerhalb der Arbeit machst, um dich zu entspannen und neue Energie zu tanken?
Entspannen tue ich weniger (lacht). Ich bin ein Macher, denn ich mache unwahrscheinlich viel. Im Bereich Kunst bin ich nebenbei als gemeldeter Künstler aktiv. Dann kommt noch die Musik dazu, das betrifft übrigens auch meine Kollegen, die sind ebenfalls alle Musiker. Technisch bin ich natürlich auch sehr interessiert. Ich baue gerne an Oldtimern und Motorrädern. Und auch der 3D-Druck gehört dazu. Ich habe eigentlich immer etwas zu tun.
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